Hans Vontobel Preis für Agronomie kürt ETH-Studie zu «local food»

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Emilia Schmitt hat ihre Dissertation in der Forschungsgruppe für nachhaltige Agrarökosysteme unter der Leitung von Prof. Johan Six geschrieben. Für ihre Arbeit, in der sie lokale Produkte auf ihre Nachhaltigkeit untersuchte, hat sie den 30. Hans Vontobel Preis erhalten.

von Natalie Ernst / Vontobel /ETH Zürich

In ihrer 2018 prämierten Dissertation wirft Emilia Schmitt einen kritischen Blick auf lokal produzierte Produkte, insbesondere Schweizer Käsesorten mit Labeln wie «aus der Region» oder «AOP» (appellation d’origine protégée). Sie kommt zum Schluss, dass der wahre Wert lokaler Produkte nicht allein in der Distanz zum Produktionsort gemessen werden kann. Vielmehr definierte Schmitt Nachhaltigkeit in fünf Dimensionen: Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit, sozialer Zusammenhalt, Gesundheit und Ethik. Unsere klassische Vorstellung von «aus der Region» greift also oft zu kurz.

Lokal ist nicht unbedingt besser

Die Nachhaltigkeitsbilanz der lokalen Produktion wird von weit mehr Faktoren als der vor Ort geleisteten Arbeit beeinflusst. In einem empirischen Teil vergleicht Schmitt daher Produkte aus der Schweiz mit entsprechenden Erzeugnissen aus England oder Frankreich. Ihr Fazit lässt aufhorchen: Anders als die fertigen Produkte kommen zahlreiche vorgelagerte Rohstoffe wie etwa das Futter der Kühe, deren Milch verarbeitet wird, von sehr viel weiter her. Im Fall der Schweizer Käseproduktion ist Südafrika ein wichtiger Rohstofflieferant.

Wer also Lokalität in Zukunft ernst nehmen möchte, muss stärker berücksichtigen, welche Distanzen sich über die gesamte Wertschöpfungskette aufsummieren. Die Aussage «je lokaler, desto besser» ist entsprechend problematisch – solange importierte Produkte den heimischen Erzeugnissen in Sachen Nachhaltigkeit den Rang ablaufen.

Vergrösserte Ansicht: Dr. Emilia Schmitt (links), Gewinnerin des Hans Vontobel Preis für Agronomie, mit Maja Baumann, Urenkelin von Jakob Vontobel. Foto: Peter Fischer
Dr. Emilia Schmitt (links), Gewinnerin des Hans Vontobel Preis für Agronomie, mit Maja Baumann, Urenkelin von Jakob Vontobel. Foto: Peter Fischer

30 Jahre Hans Vontobel Preis

Bis im Jahr 2040 ist unser Planet das Zuhause von über 9 Milliarden Menschen. Unser erstes Grundbedürfnis wird dann zugleich unsere grösste Herausforderung sein: Wie können wir sicherstellen, dass die Nahrungsressourcen der Erde für alle ausreichen? 

Der Hans Vontobel Preis zeichnet Doktorarbeiten aus, die auf dem Gebiet der Agrarwissenschaften zu herausragenden Erkenntnissen führen. Sie geben in ihrem Fachgebiet entscheidende Impulse und verbessern die Chance, dass die Agrarwirtschaft mit dem Nahrungsbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung Schritt halten kann. Schon Hans Vontobel, der den Preis vor 30 Jahren ins Leben rief, war sich bewusst: Je nachhaltiger die Agrarwirtschaft handelt, desto mehr profitieren wir langfristig von ihren Erzeugnissen. Und mit «wir» hatte er nicht nur wir Menschen vor Augen, sondern die Umwelt als Ganzes.

So nahmen im Laufe der Jahre auch die eingereichten Arbeiten immer gezielter Fragen der Nachhaltigkeit unter die Lupe. Wie lässt sich der Einsatz von Dünge- oder Schädlingsbekämpfungsmitteln reduzieren? Wie kann man den Boden auch über Jahre hinaus ertragreich bewirtschaften? Mit diesem Anspruch suchten die Forschenden nach neuen Anbaumethoden, erforschten Pflanzen, Setzlinge und die Tierhaltung. Eine kurzfristige Maximierung der Produktivität rückte in den Hintergrund.

Literaturhinweise

Schmitt E. Comparing local and global food - A definition framework and sustainability assessment. Doctoral thesis. 2017.
externe Seite https://doi.org/10.3929/ethz-b-000000089

Hans Vontobel Preis für Agronomie kürt ETH-Studie zu «local food» - externe Seite Video und Newsbeitrag vom 13. 4. 2018

Nachhaltige Agrarökosysteme der ETH Zürich 

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