Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich: Experiment erfolgreich

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«Wie die Umwelt an die ETH kam»: Mit ihrem Buch verfolgt die Zürcher Historikerin Monika Gisler die Entstehungsgeschichte des Studiengangs Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich.  

Bereits ab den 1970er-Jahren machten Umweltaktivistinnen und -aktivisten auf sich aufmerksam. Damals konnten sie noch kaum auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen. Auch Möglichkeiten zur Aus- oder Weiterbildung im Umweltbereich gab es praktisch keine. An der ETH Zürich begannen sich Studierende, Angehörige des Mittelbaus und Professorenschaft zu organisieren. 1987 wurde schliesslich ein komplett neuer Studiengang aus der Taufe gehoben: die Umweltnaturwissenschaften. Damit hielt an der ETH Zürich auch eine ganz neue Form von Wissenschaft Einzug.

Frau Gisler, wie kam es zu diesem Buch?

Vor knapp zwei Jahren ist Ernst Basler, Gründer des Ingenieurunternehmens Ernst Basler & Partner (heute EBP Schweiz AG), an Dieter Imboden herangetreten und hat ihm die Idee unterbreitet, ein Buch über die Entstehungsgeschichte des Studiengangs Umweltnaturwissenschaften schreiben zu lassen. Darin sollte die Entwicklung der Ökologie- und Nachhaltigkeitsbewegung in der Schweiz der letzten 50 Jahre beleuchtet und die in diesem Umfeld initiierte Gründung des Studiengangs Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich beschrieben werden. Dieter Imboden war Professor für Umweltphysik und von 1992 bis 1996 auch Vorsteher des damaligen Departements Umweltwissenschaften. Er hat das Projekt von Anfang an unterstützt.


Gibt es Dinge, die sie während der Recherche zu diesem Buch erstaunt haben?

Überrascht hat mich, dass die Beschäftigung mit der Umwelt an der ETH bereits in den frühen 70er-Jahren begann. Damals erlebte das öffentliche Bewusstsein für Umweltprobleme einen ersten Höhepunkt. Die Erdölkrise, die Anti-Atom- und natürlich die 68er-Bewegung waren wichtige Einflussfaktoren. Beschleunigend, aber nicht ausschlaggebend für die rasche Einführung der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich wirkten auch die Umwelt-Katastrophen von Tschernobyl und Schweizerhalle 1986.

Insgesamt war die Einführung des Studiengangs das Resultat einer Bewegung «von unten». In der Pionierphase wurde immer wieder über eine Abschaffung nachgedacht. Nach einer ersten externen Evaluation 1996 er​kannte die ETH-​Leitung jedoch, dass das Experiment erfolgreich war und die Um​weltnaturwissenschaften einen positiven Einfluss auf andere ETH-​Departemente ausübten. Die nachfolgenden Evaluationen 2004, 2010 und 2018 fielen ebenfalls sehr positiv aus.


Wie schätzen Sie den Studiengang, sozusagen aus dem Blick der Geschichte, heute ein?

Bereits im ersten Studienjahr 1987 schrieben sich – anstatt der erwarteten 20 bis 30 Studierenden – rund 130 Studierende für den neuen Studiengang ein. Bis heute boomt der Studiengang. Mehr denn je bringt er eine wichtige Übersetzungsleistung, indem er Umweltwissen auch in die Politik trägt. Wichtig finde ich, dass in Zukunft an der Interdiziplinarität festgehalten wird. Hier spielen auch die Geisteswissenschaften eine Rolle. Sie dürfen auch in den zukünftigen Curricula nicht vergessen werden.

Monika Gisler. Foto: ETH Zurich

Monika Gisler studierte Geschichte und politische Philosophie an der Universität Zürich. Unter anderem unterrichtet sie Umweltgeschichte am D-USYS. Die Schrift « Wie die Umwelt an die ETH kam» verfasste sie im Auftrag des Familienfonds der EBP Schweiz AG. Das Buch kann beim externe Seite Hochschulverlag vdf bestellt werden.

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