Renaturierung: Politische und finanzielle Lösungen sind gefragt

Projekte zur Renaturierung von Wald und Landschaft sind wichtig und sollen weiter gefördert werden. Doch ohne private Finanzierung geht das nicht. Zurzeit besteht eine jährliche Finanzierungslücke von über 700 Milliarden Dollar. Klarere politische Zielsetzungen, eine Erweiterung und Diversifizierung des Renaturierungsmarkts sowie neue Finanzierungsinstrumente würden helfen, zeigt eine Studie von Sara Löfqvist.

von Redaktion

In zahlreichen Projekten weltweit werden degradierte oder abgeholzte Flächen wieder in gesunde Wälder und Landschaften umgewandelt. Diese nehmen CO auf, fördern die Artenvielfalt und sichern die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort. Oft handelt es sich dabei um eher kleine Projekte. Um lokal und global nachhaltig zu wirken, braucht es grössere Projekte, die sich auch über grössere Flächen erstrecken. Dafür fehlen jedoch die privaten Mittel. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass eine jährliche Finanzierungslücke von mehr als 700 Milliarden Dollar geschlossen werden muss, um ausreichend Mittel für die Renaturierung von Ökosystemen bereitzustellen. Der Studie von Sara Löfqvist zufolge verfolgen Unternehmen und Vermögensverwalter:innen dabei unterschiedliche Prioritäten.

Für Unternehmen entscheidet oft der Markt

Unternehmen werden vom Markt getrieben, ihre CO2-Ziele zu erreichen, die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten zu steigern und sich als nachhaltige Marke zu etablieren. Ihre Prioritäten liegen eher bei Renaturierungsprojekten im Rahmen der Agroforstwirtschaft in Gebieten, in denen sie tätig sind, oder bei Projekten, die ein Potenzial zur Verbesserung ihrer CO2-Bilanz und für das Storytelling bieten. Aus Unwissenheit oder Mangel an wirtschaftlichen Anreizen fehlt den Unternehmen jedoch oft die Bereitschaft, Renaturierungsprojekte zu finanzieren. Dies gilt insbesondere für Projekte, die auf natürliche Regeneration setzen.

Nur wenige Projekte für Investments geeignet

Im Gegensatz zu den Unternehmen streben Vermögensverwalter:innen vor allem eine Kapitalrendite (ROI) an. Bei der Finanzierung setzen sie deshalb auf risikoarme Sanierungsprojekte, die der Gewinnung von Rohstoffen wie Holz oder landwirtschaftlichen Produkten dienen, oder auf handelbare Zertifikate. Derzeit sind jedoch kaum Projekte in Planung, die diesen Kriterien entsprechen. Generell sehen Investor:innen die Aufforstung und Renaturierung als risikoreiche unbekannte Anlageklasse, deren Risiken angesichts der niedrigen Renditen nicht gerechtfertigt sind.

Sara Löfqvist
«Private Akteurinnen und Akteure haben ein Interesse, Renaturierungsprojekte zu finanzieren. Es braucht jedoch noch mehr öffentliche Unterstützung, um die Finanzierung auszuweiten.»
Sara Löfqvist
Sara Löfqvist

Löfqvist zeigt in ihrer Studie, dass allein schon marktorientierte Anreize Unternehmen dazu bringen, in die Renaturierung und in Sanierungsprojekte aus der Agrofortwirtschaft zu investieren. «Dies ist vielversprechend», so Löfqvist. «Allerdings wird zu einem gewissen Grad auch eine Diskrepanz zwischen den finanziellen Möglichkeiten und den Prioritäten deutlich.» Gemäss früheren Forschungen haben die globalen Tropen die höchste Priorität für Renaturierungsmassnahmen. Hier liegen hinsichtlich Artenvielfalt, Klimawandel und Kostenminimierung die grössten Hebel. Aufgrund der vermeintlich hohen Risiken halten sich private Akteure jedoch oft von diesen Regionen fern. Zudem ist das Interesse an natürliche Renaturierungsmassnahmen gering, obwohl diese in einigen Fällen den geeignetsten Ansatz darstellen, um die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen wiederherzustellen.

Ansätze für politische und finanzielle Lösungen

«Private Akteurinnen und Akteure haben ein Interesse, Renaturierungsprojekte zu finanzieren. Es braucht jedoch noch mehr öffentliche Unterstützung, um die Finanzierung auszuweiten und in Projekte fliessen zu lassen, die die ökologische Integrität und die Chancengleichheit fördern», erklärt Sara Löfqvist. Um dieses Ziel zu erreichen, sind strengere politische Vorgaben, eine Ausweitung und Diversifizierung des Zertifikatehandels sowie risikosenkende Finanzinstrumente wie Green Bonds und Mischinstrumente nötig. «Diese Massnahmen würden bewirken, dass private Mittel in grösserem Umfang in umweltfreundliche Projekte fliessen, auch im Sinne der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit», ist Löfqvist überzeugt.

 

 

 

Weiterführende Informationen

Sara Löfqvist ist Doktorandin in Ökosystemmanagement am Environmental Policy Lab der ETH Zürich.

Löfqvist S, Garrett RD & Ghazoul J: Incentives and barriers to private finance for forest and landscape restoration. Nat Ecol Evol 7, 707–715 (2023), doi: 10.1038/s41559-023-02037-5, externe SeiteLink zum Artikel

 

 

 

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