Was habt ihr denn in euren Projekten gemacht?
In meinem Projekt ging es um Agrarökologie für die Ernährungssicherheit in Guinea. Ziel ist, in allen Klimazonen eine agrarökologische Farm aufzubauen, als eine Art Prototyp für Ausbildungen. Ausserdem war die Antenna Foundation daran, eine Marke für biologische Produkte zu gründen und ein Netzwerk für Tagungen und Wissensaustausch aufzubauen. Bis anhin gibt es in Guinea noch keinen Markt für agrarökologische Produkte, dies soll sich allmählich ändern, vor allem im Hinblick auf die Gesundheit der Bevölkerung und die grosse Abhängigkeit von importiertem Saatgut.
Wie sah euer Tag aus?
Wir hatten jeden Morgen eine Besprechung mit dem Team und dann ging es meist auf die Musterfarm etwa eine Stunde ausserhalb der Stadt Labé. Wir halfen dann dem Projektleiter vor Ort, richteten zum Beispiel einen Kompost ein oder schauten nach den Pflanzen. Auf der Farm werden unterschiedliche agrarökologische Prinzipien angewandt ─ unter anderem intercropping, wo Karotten mit Zwiebeln zusammen angebaut werden.
Was hat dir vor Ort am meisten Schwierigkeiten bereitet?
Das Thema Neokolonialismus beschäftigte mich am Anfang sehr. Für Camille und mich war immer klar, wir sind Praktikanten, und nicht nur Wissenschaftler. Am Anfang war es schwierig, in den offenen Dialog mit den Menschen vor Ort zu gehen, erst einmal wegen der Sprache und wegen den lokalen Gepflogenheiten. Ich wollte auf keinen Fall allen auf den Füssen rumtrampeln. Ich war da, um etwas von ihnen zu lernen, und sie kannten den Boden und die Pflanzen besser.
Welche Skills aus dem Studium hast du während deines Praktikums am meisten gebraucht?
Vor allem Probleme zu analysieren und lösungsorientiertes Denken. Es gab aber auch viele Sachen, auf die ich vom Studium her nicht vorbereitet war. Guinea hat keine technologische Landwirtschaft, die Leute arbeiten vor allem mit den Händen. Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet, und mein ganzes technisches Wissen nütze mir nicht viel.
Was hast du aus deiner Zeit in Guinea mitgenommen?
Ich habe eine Schulung für Produktvermarktung mitgestaltet, wo viele Teilnehmende gemerkt haben, dass es ein Vorteil ist, wenn sie ihre Produkte richtig anpreisen. Da konnte ich zeigen, dass sie auf dem Markt ihre Bio-Tomate nicht einfach neben die normale Tomate legen, sondern sagen, wie stolz sie auf ihre speziellen Tomaten sind. Ganz allgemein denke ich, dass Agrarökologie in Guinea eine Zukunft hat.
Was würdest du anderen Studierenden mitgeben?
Es ist wichtig, zuerst einmal zuzuhören, aber später seine Meinung auch nicht zu verschweigen. Es muss einen offenen Austausch geben. Man sollte aber nicht überheblich wirken. Es gab auch Momente, wo ich wusste, dass etwas nicht stimmen konnte und dies sorgfältig anzusprechen war wichtig für mich. Ich würde dieses Praktikum wieder machen, aber würde Probleme innerhalb des Projektes schon früher ansprechen. Ganz wichtig ist auch nicht zu verzweifeln, wenn Dinge nicht beim ersten Mal funktionieren. Guinea wird nicht umsonst die «Universität der Geduld» genannt.