Agrarökologie im Film: Online-Veröffentlichung von «The Green Vein»  

Die Forschungsteams von Johanna Jacobi und Emmanuel Frossard, beide aus dem Institut für Agrarwissenschaften am Departement für Umweltsystemwissenschaften (D-USYS), spielten eine Schlüsselrolle bei der Produktion des Dokumentarfilms «The Green Vein». Nach Teilnahme an über 20 weltweiten Festivals, mit vier Auszeichnungen und zwei lobenden Erwähnungen, steht der Film nun der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. 

von Fernando Sousa, Claudia Zingerli

Auf den Feldern, in den Dörfern und in den Städten Westafrikas nimmt eine agrarökologische Bewegung Gestalt an. In Städten wie Bamako und Accra gibt es immer mehr ökologische Stadtgärtner:innen, landwirtschaftliche Forschungseinrichtungen richten ihren Fokus auf nachhaltige Praktiken und Nichtregierungsorganisationen (NRO) und Bürger:inneninitiativen arbeiten hart daran, die Agrarökologie als systemische Lösung für viele der Herausforderungen in der Region zu fördern. Der Dokumentarfilm externe Seite The Green Vein zeigt die «Renaissance» der Agrarökologie in Westafrika und was die Welt davon lernen kann.  

Eine Karawane der Ernährungssysteme

Der 90-minütige Film ist aus einem vom FiBL Schweiz koordinierten Projekt hervorgegangen: Die externe Seite Karawane der Ernährungssysteme. Ausgangspunkt war das bestehende Netzwerk von vier Projekten zur Ernährungssicherheit im Rahmen des r4d-Programms (Swiss programme for research on global issues for development), das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit und dem Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wurde. Johanna Jacobi und Emmanuel Frossard trugen zusammen mit ihren Forschungspartner:innen in Burkina Faso, Ghana, Côte d'Ivoire und Nigeria wesentlich zu diesem fruchtbaren und verbindenden Syntheseprozess bei.  

«'The Green Vein' schafft ein Bewusstsein für die Vielfalt gesunder lokaler Lebensmittel und Gerichte und steht für Bemühungen um mehr Ernährungssouveränität.»
Johanna Jacobi, Professorin für Agrarökologische Transitionen, ETH Zurich

«Unser Projekt führte partizipative Aktionsforschung mit Akteur:innen des Ernährungssystems in sechs Ländern durch. 'The Green Vein' schafft ein Bewusstsein für die Vielfalt gesunder lokaler Lebensmittel und Gerichte und steht für Bemühungen um mehr Ernährungssouveränität.» Johanna Jacobi, Professorin für agrarökologische Transitionen, war Hauptkoordinatorin des r4d-Projekts «Towards Food Sustainability: Reshaping the Coexistence of Different Food Systems in South America and Africa (FoodSAF)» (2015-2021).

Zwischen 2019 und 2021 zog die Karawane der Ernährungssysteme auf dem Landweg durch Mali, Burkina Faso, Ghana, Benin und Nigeria und organisierte in den fünf Ländern Konferenzen, Workshops, Studienbesuche bei ausgewählten Projekten, Feldbesuche, offene Klassen an Universitäten und Schulen sowie Food Festivals. Die Veranstaltungen konzentrierten sich auf die Agrarökologie als systemische Lösung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Ernährungssysteme in Westafrika. Zudem regten sie die Vernetzung von Organisationen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen an, die in der Bewegung tätig sind und gemeinsam Probleme und Lösungen erarbeiten.

«Der Film 'The Green Vein' bietet unseren Forschungspartner:innen und Interessengruppen in der westafrikanischen Region eine aussergewöhnliche Plattform für die Vermittlungsarbeit.»
Emmanuel Frossard, Professor für Pflanzenernährung an der ETH Zürich

«Das YAMSYS-Projekt hat gemeinsam mit Landwirt:innen, Berater:innen, Wissenschaftler:innen und vielen anderen Akteur:innen Innovationen für eine nachhaltigere Yams-Produktion entwickelt. Der Film 'The Green Vein' bietet unseren Forschungspartner:innen und Interessengruppen in der westafrikanischen Region eine aussergewöhnliche Plattform für die Vermittlungsarbeit.» Emmanuel Frossard, Professor für Pflanzenernährung, war Principal Investigator des r4d-Projekts «Biophysical, institutional and economic drivers of sustainable soil use in yam systems for improved food security in West Africa (YAMSYS)» (2015-2021).

Beteiligt waren Forscher:innen, Landwirt:innen, landwirtschaftliche Berater:innen, Student:innen, Mitarbeiter:innen von NRO, der Privatsektor und politische Entscheidungsträger:innen. Sie nutzten die Gelegenheit auch, um gemeinsam Empfehlungen für eine bessere Politik zu erarbeiten und die Einführung agrarökologischer Praktiken und Ansätze in der Region zu verbessern.

Vom Kurzvideo zum Dokumentarfilm

Die Filmemacherin und Regisseurin Sara de Sousa Correia reiste mit der Karawane. Sie wurde ursprünglich von Fernando Sousa (FiBL) für das Projekt engagiert, um kurze Videos zu produzieren, in denen einige der besuchten Initiativen vorgestellt werden sollten. Sie merkte bald, dass «das Filmmaterial und die Gesamterfahrung eine Geschichte erzählen, die mit der Welt geteilt werden muss: Die Geschichte einer wachsenden agroökologischen Bewegung, die langsam das Gesicht der Landwirtschaft in Westafrika verändert.» «The Green Vein» nahm 2021 Gestalt an, und eine erste Version wurde für Vorführungen mit diversen Publika in Mali, Burkina Faso, Ghana, Benin und Nigeria verwendet.

«Die Filmproduktion ermöglichte die Ko-Kreation von Transformationswissen und das Entstehen von regionalen Netzwerkbeziehungen, die ein soziales Gefüge zur Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme bilden.»
Claudia Zingerli, Executive Producer des Dokumentarfilms «La Veine Verte»

«Die Filmproduktion ermöglichte die Ko-Kreation von Transformationswissen und das Entstehen von regionalen Netzwerkbeziehungen, die ein soziales Gefüge zur Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme bilden.» Claudia Zingerli, Leiterin ETH Sustainability und ehemalige Koordinatorin des r4d-Programms, war Executive Producer des Films.

Bereits die ersten Rohfassungen der Kurzvideos und des Films regten eine lebhafte Debatte bei allen Akteur:innen an, die sich mit westafrikanischen Ernährungssystemen befassen. Das audiovisuelle Material, das Wissenschaft mit Kunst verbindet und von charismatischen Protagonist:innen und talentierten Drehbuchautor:innen profitiert, hat bei Tausenden von Zuschauer:innen aus mindestens drei Generationen inspirierende und belebende Momente erzeugt. Auf der Grundlage ihrer Reaktionen wurde eine verbesserte und endgültige Version des Dokumentarfilms im Jahr 2023 bei Festivals in Afrika, Nord- und Südamerika eingereicht, von denen er vier gewann und bei zwei weiteren eine lobende Erwähnung erhielt.

Jetzt wird «The Green Vein» der Öffentlichkeit online zugänglich gemacht und ist auf Englisch, Französisch, Bambara, Spanisch und Portugiesisch verfügbar. In den nächsten zwei Jahren sind mehrere Vorführungen in ländlichen und städtischen Gebieten im Rahmen des CARE-Projekts (Capitalization of Agroecological Research Evidence from the r4d programme in West Africa) geplant, das auf dem Netzwerk der Food Systems Caravan aufbaut und dieses erweitert. Es wird erwartet, dass der Film die Debatte über die Nachhaltigkeit von Ernährungssystemen und den Übergang zu agrarökologischen Ansätzen weiter anregt, aber auch zu Veränderungen in der gesamten Region beiträgt.  

 

Weitere Informationen

  • Johanna Jacobi ist Professorin für Agrarökologische Transitionen an der ETH Zürich.
  • Emmanuel Frossard ist Professor für Pflanzenernährung an der ETH Zürich.
  • Claudia Zingerli ist heute Leiterin von ETH Sustainability. Davor war sie Koordinatorin des r4d-Programms und Produzentin des Films «La Veine Verte».
  • externe Seite Fernando Sousa arbeitet beim FiBL und für das r4d Forschungsprojekt CARE.

Zum Film «La Veine Verte»

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