Seit Fridolin Stocker sich ganz seiner Kaffeefarm widmet, hat sich viel verändert. Drei Jahre sind seither vergangen. «Früher habe ich lieber Tee getrunken, aber heute trinke ich natürlich vor allem Kaffee», scherzt der Kaffeebauer. Als er auf die Farm kam, lag sie seit den 1990-er Jahre brach und verbuschte zusehends. Es gab keine Zugangsstrasse und keine Stromversorgung. Also bauten Stocker und Costa zuerst eine Strasse und eine Brücke über den Fluss, um das Land überhaupt erschliessen zu können. Danach folgt eine Hochspannungsleitung.
Ein Anfang mit minimaler Infrastruktur
Aus der baufälligen Ruine der Vorbesitzer wurde eine temporäre Wohnstatt. Am Anfang war wenig da, aber die Pläne gross. Schon im ersten Jahr pflanzen sie 400.000 Kaffeesetzlinge und bewässern sie erst einmal mit einer Benzinpumpe. 2022 legte das Team das erste Feld an – 65 Hektar Kaffee – mit so genannter Pivot Bewässerung. Ein Jahr später nehmen sie das zweite Feld in Betrieb, noch einmal 50 Hektar Kaffee und die Solaranlage für das Hauptpumphaus, die jetzt seit zwei Wochen in Betrieb ist. In Sambia herrscht 6 Monate Trockenzeit, zu viel für die Kaffeepflanzen, die maximal 4 Monate überstehen.
Ein ideales Klima für Kaffee
Fridolin Stocker und Geschäftspartner Luca Costa studierten zusammen Agrarwissenschaften an der ETH Zürich. Nach dem Studium gingen beide in die Tropen, Costa an die Côte d’Ivoire auf eine Kakaofarm und Stocker auf Kaffeefarmen in Südostasien und Afrika. Bei einem Treffen in Afrika keimte die Idee einer eigenen Kaffeefarm. Nach einiger erfolgloser Suche stiess Stocker schliesslich 2016 auf die aufgegebene Farm am Fuss des Mount Sunzu. «Die Liebe zum Trinken von Kaffee kam erst danach», erklärt er. Er wollte vor allem Landwirt werden, «und es war unglaublich für mich zu sehen, dass es noch Länder gibt, wo es so viel unbebautes Land gibt und dazu in einem Klima, in dem sich Pflanzen rund ums Jahr anbauen lassen. Das konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen.» Im Norden Sambias herrscht ein gutes Klima für Kaffee, eine Durchschnittstemperatur von angenehmen 20° Celsius.
Grundlagenwissen aus dem Studium
Auf Mount Sunzu wollte Fridolin Stocker aber nicht einfach das Standardprogramm durchziehen. Das Ziel: mit hoher Effizienz arbeiten und dadurch so wenig CO₂ wie möglich ausstossen. Das gehe nur mit Grundlagenverständnis, sagt Fridolin Stocker. «Ich wende das Wissen, das ich an der ETH gelernt habe, täglich an.» So muss Stocker zum Beispiel berechnen, wie viel Wasser die Pflanzen benötigen und wieviel der Boden speichern kann, um optimal zu bewässern. Ohne das Studium ginge das nicht. Auf Mount Sunzu gefällt ihm, dass er und seine Partner genau das umsetzen können, was sie für richtig halten. Für Stocker war dabei Nachhaltigkeit immer ein Hauptkriterium. «Ich liebe es, in der Natur zu arbeiten, und es ist für mich selbstverständlich, die Natur und die Welt möglichst gesund erhalten zu wollen.» Stockers Strategie: Mit exaktem Timing und exakten Mengen Dünger und Wasser verlässlich gute Erträge zu erwirtschaften, ohne Ressourcen zu verschwenden. So kommt auf Mount Sunzu zum Beispiel Fertigation zum Einsatz: Sehr kleine Mengen Dünger werden mit hoher Frequenz in den Boden eingebracht.