
Studiengangsinitiative²: Revision zweier Studiengänge erfolgreich gestartet
Mit der «Studiengangsinitiative²» überarbeitet das Departement Umweltsystemwissenschaften (D-USYS) seine beiden Bachelor-Studiengänge Agrarwissenschaften und Umweltnaturwissenschaften bis 2028. Was braucht es, um Studierende optimal auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten? Am vergangenen Freitag trafen sich rund 95 Angehörige des D-USYS und der ETH Zürich zum Kick-off.
Bilder/Video: Melinda Thulin
Es ist Freitagmorgen, der letzte Freitag vor dem offziellen Semesterstart. Rund 95 Personen versammeln sich im PBLabs, dem «Raum für projektbasierte Lehre» der ETH Zürich im RZ-Gebäude an der Clausiusstrasse 59. Als «Testfeld für Lehrräume der Zukunft» wurde das PBLabs geschaffen. In einem solchen Testfeld bewegt sich tatsächlich auch die Studiengangsinitiative², die am D-USYS offiziell gestartet ist.
Nachdenken über Prioritäten
«Wir schätzen es sehr, dass Sie sich einen ganzen Tag Zeit nehmen, um über unsere Curricula nachzudenken», begrüsst Harald Bugmann, Studiendirektor der Umweltnaturwissenschaften am D-USYS, die Anwesenden. Gemeinsam mit Emmanuel Frossard, Studiendirektor der Agrarwissenschaften, leitet er die Studiengangsinitiative². Ziel des Kick-offs: Über den aktuellen Stand des Projekts informieren und gemeinsam über Prioritäten nachdenken. Ein ausführliches Brainstorming in Form eines Ideenmarktes soll die unterschiedlichen Themen und Aspekte des Projekts schärfen und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen. Kurz: Es wird viel diskutiert an diesem Tag. In unterschiedlicher Zusammensetzung wechseln die Anwesenden – Professor:innen, Dozierende, Studienkoordinator:innen, Studierende und weitere Interessierte – von einer Kleingruppendiskussion zur nächsten. Es gibt insgesamt sechs Durchgänge, Gespräche über Themen wie «überfachliche Kompetenzen», «studierendenzentrierte Entwicklung» oder «Strukturen des Curriculums».

Kompetenzen im Fokus
«Auf der Grundlage dieser Diskussionen werden Arbeitsgruppen gebildet», erklärt Anouk N’Guyen, Lehrspezialistin am D-USYS, das Vorgehen. «Dort werden dann konkrete Vorschläge zum jeweiligen Thema erarbeitet.» Ziel der Studiengangsinitiative ist es, die beiden bestehenden Studiengänge auf der Basis des ETH-Kompetenzrasters zu überarbeiten. Der Fokus liegt dabei auf den fachlichen, überfachlichen und methodischen Kompetenzen. «Wir wollen innovative Lehre fördern, praxisorientiertes Lernen stärken und Synergien nutzen, ohne dass die Studiengänge ihre Eigenständigkeit verlieren», so N’Guyen weiter.
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Manuel Sudau, Lehrspezialist am D-USYS -
Sydney Oester, Studierende der Umweltnaturwissenschaften im 5. Semester -
Anouk N'Guyen, Lehrspezialistin am D-USYS
Die grosse Welle von PAKETH
Wie es ihr Name schon sagt, geht die «Studiengangsinitiative hoch zwei» (Studiengangsinitiative²) gleich beide Bachelor-Studiengänge auf einmal an. Dies ist an sich schon anspruchsvoll. Eine weitere Herausforderung liegt in der Implementierung von PAKETH. Das von ETH-Rektor Günther Dissertori initiierte Projekt soll «der Lehre mehr Entwicklungsspielraum und den Studierenden mehr Freiraum verschaffen», wie es das Rektorat formuliert. Was gut klingt, bedeutet hinter den Kulissen jedoch sehr viel Arbeit. «Wir sahen die Welle, die mit PAKETH auf uns zukommen würde, schon vor anderthalb Jahren voraus», erzählt Manuel Sudau, Lehrspezialisit am D-USYS. «Wir sahen aber gleichzeitig auch die grosse Chance, unsere Studiengänge auf Herz und Nieren zu prüfen und die Curricula qualitativ entscheidend vorwärts zu bringen ». An der Planung der Studiengangsinitiative² im D-USYS arbeiten die beiden «Lehrspezis» Anouk N’Guyen und Manuel Sudau mit dem gesamten Lehr-Team des D-USYS bereits seit Anfang 2023. Und einen Meilenstein erreichten sie im Mai dieses Jahres, als das Projekt eine Förderung aus dem ETH-Innovedum-Fonds erhielt.
Agilität in der Planung ist gefragt
In unserer schnelllebigen Zeit muss ein Studiengang die technologische Entwicklung im Blick haben. Es geht um gesellschaftliche Trends, Globalisierung, Technologisierung und – last but not least – die Relevanz auf dem Arbeitsmarkt. Interaktive und praxisnahe Lehrmethoden sind gefragt, es braucht eine verlässliche Qualitätssicherung, und auch die sich verändernden Studierendenzahlen müssen berücksichtigt werden. «Es ist also sehr komplex», stellen die beiden externen Beratenden für die Studiengangsinitiative², Eva Buff Keller und Paul Krummenacher, fest. «Und das D-USYS macht es bis jetzt vorbildlich!», sind sie sich einig. Gerade im Zusammenhang mit PAKETH sehen sie aber auch Herausforderungen. Als langjährige Dozentin und Supervisorin im Bereich Hochschuldidaktik ist es Buff Keller ein besonderes Anliegen, dass ein hoher professioneller Standard bezüglich Didaktik in der Lehre das Ziel bleibt.
Nächster Schritt: Partizipationskonzept
«Solange PAKETH noch nicht umgesetzt ist, können sich die Rahmenbedingungen laufend ändern», ergänzt Paul Krummenacher. «Aber in diesem Übergang liegt auch eine riesige Chance.» Der Sozialpsychologe hat Erfahrung mit Entwicklungs- und Klärungsprozessen in grossen Organisationen. Und genau das reizt ihn an diesem Projekt, «dass es darum geht, Unsicherheiten auszuhalten». Gemeinsam mit Eva Buff Keller, die schon andere Studiengänge an der ETH bei partizipativ gestalteten Curriculumsrevisionsprozessen begleitet hat, wird er das Projektteam der Studiengangsinitiative² bei der Entwicklung des Partizipationskonzepts unterstützen.
Fit für die berufliche Zukunft
Doch zurück ins PBLabs. Am Gruppentisch zum Thema «Bedürfnisse der Arbeitgeber:innen» steht unter anderem Sydney Oester. Sie studiert Umweltnaturwissenschaften im 5. Semester und ist eine von rund 15 Studierenden, die an diesem Freitag den Weg ins PBLabs gefunden haben. Wie kann ich das, was ich lerne, in Zukunft auch im Beruf einsetzen? Dieser Fokus war Oester bis jetzt noch zu wenig präsent in ihrem Studium. In den verschiedenen Gesprächen wurde der Bachelor-Studentin bewusst, wie unterschiedlich die Bedürfnisse von Lehrenden und Studierenden sind und wie wichtig es deshalb ist, miteinander zu reden. «Dazu waren heute alle sehr bereit», hält sie fest.
Leuchtturm für andere Departemente?
Beeindruckt von der «ausserordentlich guten Stimmung» am Kick-off zeigt sich auch Christian Sailer, Lehrspezialist im Departement Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG), am Ende des Tages. «Man hat wirklich den Eindruck, es arbeiten alle gut zusammen», freut er sich. «Das ist alles andere als selbstverständlich!» Der Lehrspezialist hofft, dass «ein Funke dieses positiven Anfängergeistes» auch auf sein Departement überspringt. Denn die Anpassung der fünf Studiengänge am D-BAUG an PAKETH wird auch in seinem Team noch viel zu tun geben.
Über die Studiengangsinitiative²
Die Studiengangsinitiative² am D-USYS strebt eine enge Zusammenarbeit mit externen Partner:innen wie dem PAKETH-Projektteam und der ETH-Bibliothek an. Der Fokus liegt vorerst auf den beiden Bachelor-Studiengängen, aber auch die Master-Studiengänge werden in das Projekt einbezogen.
Die Studiengangsinitiative² konzentriert sich auf vier Kernbereiche:
- Entwicklung kompetenzorientierter Curricula, die den Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht werden.
- Einführung innovativer Lehrmethoden, die die Studierenden optimal auf Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.
- Implementierung des PAKETH-Projekts mit veränderten Lehr- und Prüfungsformaten und einem angepassten akademischen Kalender.
- Nutzung von Synergien zwischen den Studiengängen, ohne deren Identität zu verlieren.
Lust auf mehr? Wer sich an der Studiengangsinitiative² beteiligen möchte, kann sich bis Ende des Jahres bei melden.
Über PAKETH