Bereits in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Interesse für Nahrungsnetze und Ökologie. Cornelia (Lily) Twining wurde im Juni dieses Jahres zur Assistenzprofessorin für das Nahrungsnetz Ökophysiologie am Departement Umweltsystemwissenschaften (D-USYS) ernannt. Ihre aktuelle Forschung, für die sie ein SNF Starting Grant erhielt, befasst sich mit der Frage, wie der Klimawandel Nahrungsnetze beeinflusst.

Lily Twining mag Wassertiere. An der Eawag in Kastanienbaum werden unter anderem auch Dreistachlige Stichlinge aus dem Kanton Aargau untersucht.
Lily Twining mag Wassertiere. An der Eawag in Kastanienbaum werden unter anderem auch Dreistachlige Stichlinge aus dem Kanton Aargau untersucht.   Bild: Melinda Thulin

Für diejenigen, die Sie nicht kennen: Wer ist Lily Twining?
Ich bin in den USA, im Bundesstaat New York aufgewachsen. Schon als Kind verbrachte ich viel Zeit in der Natur und ich liebte es, im Wald oder im Schlamm Tiere zu sammeln. Schon damals beschäftigte mich die Frage «wer frisst wen». Während meines Studiums hatte ich dann die Gelegenheit, an Feld- und Laborforschungsprojekten teilzunehmen. Dies machte mir Spass, da ich diese und andere Fragen nun auf wissenschaftliche Art und Weise erforschen konnte (lacht). Nach meinem Master-Abschluss an der Yale University promovierte ich an der Cornell University, wo ich meinen Mann kennenlernte. Er ist ebenfalls Ökologe. Später erhielten wir Alexander-von-Humboldt-Stipendien und zogen nach Süddeutschland. Dort arbeitete ich am Max-Planck-Institut in Radolfzell und an der Universität Konstanz an weiteren Projekten. Mit einem Marie-Curie-Stipendium kam ich 2021 an die Eawag.

Was ist Ihr Forschungsgebiet?
Als Ökophysiologin untersuche ich, wie sich Tiere an die Verfügbarkeit von Nahrung anpassen, vor allem im Umfeld von globalen Umweltveränderungen. Ein grosser Teil meiner Arbeit konzentriert sich auf Wasserinsekten. Sie sind eine wichtige Quelle von mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren für Landtiere wie zum Beispiel Ufervögel. Bisher habe ich vor allem untersucht, wie sich mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (n-3-PUFAs) durch Nahrungsnetze bewegen und wie sie durch ihre Konsument:innen verändert werden. Während aquatische Tiere reich an langkettigen n-3-PUFAs sind, sind diese Verbindungen in terrestrischen Ökosystemen äusserst selten. Deshalb sind aquatische Insekten und Fische besonders wichtig für terrestrische Tiere – auch für uns Menschen.

Was ist Ihr Plan an der ETH?
Ich habe das Glück, hier an der Eawag und am D-USYS meine eigene Gruppe aufbauen zu können. Wir möchten noch besser verstehen, welchen Einfluss Klima- und Landnutzungsänderungen auf aquatische und terrestrische Insekten haben. Der Klimawandel kann die Quantität, Qualität und den Zeitpunkt des Nahrungsangebots verändern. Dies kann zu einer Diskrepanz führen zwischen dem Zeitpunkt, zu dem die Tiere Nahrung benötigen, und dem Zeitpunkt, zu dem die Nahrung verfügbar ist. Bei Wasserinsekten beispielsweise fällt auf, dass sich ihre Phänologie (ihr saisonales Timing) oft früher im Jahr entwickelt als das ihrer Fressfeinde. Und selbst wenn Nahrung verfügbar ist, kann es bei den Tieren zu einem Nährstoffmangel kommen, wenn sich der Nährwert ihrer Ressourcen ändert.

Für einen Teil unserer Untersuchungen nutzen wir unterschiedliche Höhenlagen der Schweiz, vom Vierwaldstättersee bis zu alpinen Lagen. Wir werden Feldproben nehmen und Fallen an Bächen aufstellen. Ausserdem wollen wir Laborexperimente durchführen, in denen wir zum Beispiel Eintagsfliegen bei unterschiedlichen Temperaturen aufziehen. Unser Ziel ist es, herauszufinden, ob die Beobachtungen im Feld hauptsächlich auf Umweltbedingungen zurückzuführen sind oder ob sie eher auf lokale Anpassungen innerhalb der Populationen hindeuten. Wir möchten dazu beitragen können, diese wichtigen aquatisch-terrestirschen Flüsse bei fortgesetzter Klimaerwärmung in Zukunft vorherzusagen. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit der Eawag, WSL und ETH Zürich!

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