Ein Blick ins Innere von Zirruswolken

D-USYS

Zirruswolken sind reine Eiswolken in grosser Höhe. Sie erscheinen als leuchtend weisse, zarte Fäden oder schmale Bänder mit einem seidigen Schimmer, deren Ränder meist durch die Höhenwinde ausgefranst sind. Forschende aus dem Institut für Atmosphäre und Klima (IAC) haben untersucht, wie genau sich das Eis in diesen Wolken bildet.

von Paul James Gabrielsen / D-USYS
Vergrösserte Ansicht: Zirruswolken. ©Piccolo Namek, heruntergeladen am 2. April 2019 von https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CirrusField-color.jpghttps://commons.wikimedia.org/wiki/File:CirrusField-color.jpg
Zirruswolken. ©Piccolo Namek, heruntergeladen am 2. April 2019 von https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CirrusField-color.jpghttps://commons.wikimedia.org/wiki/File:CirrusField-color.jpg

Die dünnflüssigen, hochgelegenen Eisfäden sind wichtige Bestandteile des Klimasystems. Sie regeln die Menge der von der Erde in den Weltraum abgestrahlten Wärmestrahlung. Die Dissertation von Robert David, geleitet von Zamin Kanji und Claudia Marcolli aus dem Institut für Atmosphäre und Klima (IAC) fand heraus, dass der bisher bekannte Mechanismus der Eisbildung unter feuchten, aber ungesättigten Bedingungen, unter denen sich Zirruswolken bilden, neu interpretiert werden muss.

Bestehendes Erklärungsmodell ungenügend

Bisher gingen Forschende davon aus, dass wenn die Luft nicht feucht genug war, um mit Wasser gesättigt zu werden, sich das Eis in den Wolken direkt aus Wasserdampfmolekülen bildete, ohne eine Phase als flüssiges Wasser durchlebt zu haben. Diese Erklärung passte jedoch nicht zu ihren Beobachtungen und molekularen Modellen, schreiben die Forschenden der ETH Zürich, der University of Utah und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Wädenswil.

PorenkonPorenkondensation und Gefrieren aus einem porösen Partikel (oben links) und Depositionskernbildung aus einem nicht-porösen Partikel (unten links). Die vertikalen gestrichelten Linien zeigen die Eissättigung (links) und die Wassersättigung (rechts) an. Grafik: PNASensation und Gefrieren (oben links), die Depositionskeimbildung (unten links) und die homogene Keimbildung von reinen Wassertropfen (rechts), gefolgt von Eiskristallwachstum. Die vertikalen gestrichelten Linien zeigen die Eissättigung (links) und die Wassersättigung (rechts) an.
Porenkondensation und Gefrieren aus einem porösen Partikel (oben links) und Depositionskernbildung aus einem nicht-porösen Partikel (unten links). Die vertikalen gestrichelten Linien zeigen die Eissättigung (links) und die Wassersättigung (rechts) an. Grafik: PNAS

In einem sogenannten Nukleationsprozess bildet sich Eis auf Staubpartikeln und anderen Materialien in der Atmosphäre. Partikel mit Poren – eine Art Mini-Schwämme – sind dabei sehr viel effizienter im Bilden von Eispartikeln sind als Partikel ohne Poren. So kam das Forscherteam zum Schluss, dass Wasserdampf in den winzigen Poren kondensieren kann und dass die Eiskristalle aus flüssigem Wasser entstehen – nicht aus Dampf.

Porenkondensation und Gefrieren

Selbst wenn die Luft nicht vollständig mit Wasser gesättigt ist, kann Dampf in kleinen Partikelporen kondensieren und dazu beitragen, Eiskristalle zu bilden. Experimente mit molekularen Simulationen und mit synthetisierten porösen Partikeln bestätigten diese Hypothese. Der Prozess der Porenkondensation und des Gefrierens kann auch in anderen Wolkenbildungsprozessen eine Rolle spielen, betont das Autorenteam. Er ist ist somit ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Bildung von kalten Wolken und ihrer Auswirkung auf das Klima.

Literaturhinweis

David RO, Marcolli C, Fahrni J, Qiu Y, Perez Sirkinc YA, Molinero V, Mahrt F, Brühwiler D, Lohmann U, Kanji ZPore Condensation and Freezing is Responsible for Ice Formation below Water Saturation for Porous Particles. PNAS (2019), April 2019, doi: externe Seite10.1073/pnas.1813647116

Persönliche Webseiten von Zamin A. Kanji und Claudia Marcolli (auf Englisch)  

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