Unsere Ozonschicht - im Stress?

Die Zeiten, als die schädliche Wirkung des FCKW täglich Schlagzeilen machte, sind vergangen. Doch wie geht es der Ozonschicht heute? Fünf Experten diskutieren, wie sehr die Ozonschicht in Zeiten des Klimawandels tatsächlich im Stress ist und was dies für uns alle bedeutet.

von Meteoschweiz / D-USYS KOM

Die lebenswichtige Wirkung des Ozons als Filter gegen harte UV-Strahlung, von der wir alle abhängen, wird durch die Summe aller Ozonmoleküle innerhalb der gesamten vertikalen Luftsäule bestimmt. Messungen dieser Ozonsäule werden in Arosa seit knapp einem Jahrhundert durchgeführt, es ist die weltlängste Ozon-Messreihe. Zurzeit sind solche Messungen ausser in Arosa auch in Davos im Einsatz. Ab dem Jahr 2021 werden die Messgeräte komplett nach Davos umziehen. Dann wird die weltbekannte Messstation am Standort Arosa endgültig schliessen und damit ein Kapitel der Geschichte zu Ende gehen.

Die längste Ozon-Messreihe der Welt hat den Wissenschaftsjournalisten Martin Läubli dazu bewogen, nicht nur die Geschehnisse rund um die Ozonmessungen seit Messbeginn, sondern auch die Lebensumstände und Verstrickungen der Pioniere in dieser Zeit zu beleuchten. Mit seinem jüngst erschienenen Buch «Licht Luft Ozon» (erschienen im Haupt Verlag) hat er ein Stück Forschungs- und Umweltgeschichte eindrücklich beschrieben.

Die Pioniere der Ozonforschung und ihr Leben

In den 1920-er Jahren finanzierte der Kur- und Verkehrsverein, später zusätzlich auch die Chur-Arosa-Bahn und die Gemeinde das Lichtklimatische Observatorium (LKO) in Arosa. Durch die Messungen sollte die Heilkraft von Höhenluft wissenschaftlich bestätigt werden. Dabei interessierte man sich besonders für die Heilungsmöglichkeiten der Tuberkulose. Vor der Erfindung der Antibiotika bestand die Behandlung dieser schwerwiegenden Erkrankung nämlich vor allem darin, die Patientinnen und Patienten dem Sonnenlicht auszusetzen. Deshalb konzentrierte sich die Forschung zu dieser Zeit auf den biologisch wirksamen Teil des Sonnenlichts und auf die Luftqualität. Auch nach der Einführung von Antibiotika zur Behandlung von Tuberkulose in den 40-er Jahren wurde die Messung der Ozonsäule in Arosa weitergeführt. Zu einer Zeit, als Satellitenmessungen noch unbekannt waren, dienten die Ozonmessungen jetzt vor allem zur Verbesserung der Wettervorhersage. Erst in den 50-er Jahren begann neben der Ozonsäulenmessung auch eine systematische Messung der Ozonverteilung in Abhängigkeit von der Höhe.

Vom Ozonloch bis zum Montrealer Protokoll

In den 70-er Jahren kamen FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) unter Verdacht, dass sie in der Stratosphäre Chloratome freisetzen und dadurch Ozon zerstören. Mit der Entdeckung des Ozonlochs über der Antarktis 1985 und der Rückführung dieses erschreckenden Phänomens auf die FCKW wurde die Dringlichkeit dieses Problems überdeutlich. 1987 wurde das Montreal-Protokoll durch 197 Länder unterzeichnet. Es hat bis heute bindende Wirkung. Die Unterzeichnerstaaten dieses Vertrages, darunter auch die Schweiz, verpflichteten sich, auf die Verwendung von FCKW und andere ozonabbauende Verbindungen zu verzichten und die Ozonschicht weiter zu vermessen. Die verlässlichen schweizerischen Messungen der Ozonsäule waren bereits in der zweiten Hälfte der 80-er Jahre für die weltweite Forschung sehr nützlich. Die Weiterführung der Messungen bleibt wichtig, da wir heute mehr und mehr erkennen, wie stark die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Klimasystem und Ozonschicht sind, was auch für die zukünftige Entwicklung der Ozonschicht bestimmend sein wird. Seit Ende der 80-er Jahre ist das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz für diese Aufgabe verantwortlich.

Die Experten im Gespräch

Warum Ozon-Messungen auch in Zeiten des Klimawandels wichtig sind, weiss Thomas Peter, Professor für Atmosphärenchemie an der ETH Zürich. Auch auf dem Podium ist ETH-Professorin Louise Harra, eine weltbekannte Solar- und Astrophysikerin. Sie ist seit kurzem Direktorin des Physikalisch Meteorologischen Observatoriums Davos (PMOD) und zeichnet in dieser Funktion verantwortlich für die Ozonmessungen in Davos. Professor Bertrand Calpini ist stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz und leitet den Geschäftsbereich Messungen und Daten. Johannes Staehelin, emeritierter Titularprofessor der ETH Zürich, ist Co-Autor des wissenschaftlichen Berichtes über die längste Ozonmessreihe der Welt und die Geschichte des Lichtklimatischen Observatoriums (LKO) in Arosa. Der Wissenschaftsjournalist Martin Läubli beschäftigt sich mit naturwissenschaftlichen Themen. Er beobachtet in seiner Funktion als Journalist unter anderem die Entwicklungen des für Ozon und Klima relevanten Montreal-Protokolls. Sandro Vattioni, Master-Student am Institut für Atmosphären- und Klimawissenschaften (IAC) der ETH Zürich, moderiert das Expertengespräch und lässt auch das Publikum zu Wort kommen.

Im Namen des Departements Umweltsystemwissenschaften, des Departements Physik und der Meteoschweiz laden wir Sie herzlich zur Buchvorstellung und Podiumsdiskussion ein!

Unsere Ozonschicht – im Stress?

Buchvorstellung und Podiumsdiskussion

Dienstag, 29. Oktober 2019. Beginn 17 Uhr.
ETH Zürich D-USYS, Grüner Boden, Universitätstrasse 16, 8092 Zürich

Die Veranstaltung wird von einer Ausstellung begleitet, vom 25. Oktober bis 31. Oktober 2019 zu den Öffnungszeiten der ETH Zürich (Gebäude CHN) besucht werden kann.

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