Das Konzert unter unseren Füssen

  • D-USYS
  • Institute for Environmental Decisions

Akustische Beobachtungsmethoden werden bereits in unterschiedlichsten Ökosystemen und ihren Klanglandschaften angewendet. Jetzt haben Forschende zum ersten Mal die Dynamik der Biodiversität des verborgenen Lebens unter unseren Füssen, der Bodenfauna, untersucht.

Das Forschungsgebiet der akustischen Ökologie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt: Akustische Methoden können zur Einschätzung der aktuellen Biodiversität in einer Landschaft und zur Erfassung ihrer zeitlichen Veränderung eingesetzt werden. Der relativ geringe technische und personelle Aufwand ermöglicht es, die Dynamik von Tierpopulationen wie auch der menschliche Einfluss auf diese zeitlich fein aufgelöst zur verfolgen.

Die «Soundscape» des Pfynwalds

Das Forschungsprojekt «Sounding Soil» ist eine Kooperation zwischen der ETH Zürich (USYS TdLab), der ZHdK (Institut für Computermusik und Tontechnik ICST), der WSL (Waldentomologie), der Agroscope (Agrarökologie und Umwelt/Nationale Bodenbeobachtung NABO) und der Stiftung Biovision. In der im Rahmen von «Sounding Soil» durchgeführten Studie wurde während zwei Jahren der Boden eines Bergwaldes, des Pfynwalds im Wallis, belauscht. In der Klanglandschaft (Soundscape) des Bodens fanden die Forscher deutliche tages- und jahreszeitliche Muster der Geräusche, welche die Tiere im Boden produzieren. Die akustisch messbaren Schwankungen in der Diversität und Aktivität der Bodentiere stehen zudem in einem engen Zusammenhang mit dem Bodenmikroklima: Wärmt sich zum Beispiel der Boden morgens auf, steigt die Aktivität und Diversität der lokalen Fauna – während es im Winter still ist, da die Tiere sich in tiefere Schichten zurückziehen oder in Winterruhe fallen.

Indikator für Bodengesundheit

Bodentiere produzieren eine Vielfalt von Geräuschen. Nicht nur durch Bewegung und Nahrungsaufnahme, sondern auch über ihre Kommunikation: Einzelne Tiere nutzen ihren Lebensraum, den Boden, als Kommunikationsmedium – ähnlich wie die überirdisch lebende Fauna die Luft oder die aquatischen Organismen das Wasser als Übertragungsmedium für ihre Kommunikationslaute nutzt. Ein Brummen, Zirpen und Vibrieren erfüllt den stillgeglaubten Boden mit vielfältigen und fremdartigen Tönen. Die Vielfalt dieser Geräusche kann gemessen und in einen Zusammenhang zur Aktivität und Diversität der Bodenfauna gebracht werden: Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, den Gesundheitszustand von Böden anhand der akustischen Aktivität der Bodentiere in Echtzeit zu belauschen.

Literaturhinweis

Maeder M, Guo X, Neff F, Schneider Mathis D, Gossner MM (2022) Temporal and spatial dynamics in soil acoustics and their relation to soil animal diversity. PLoS ONE 17(3): e0263618. externe Seite https://doi.org/10.1371/journal.pone.0263618

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