Systemdenken – «Systems thinking» – ist in der kürzlich verabschiedeten D-USYS Strategie verankert. Dennoch ist es «gerade in der Forschung keine einfache Sache», betonte David Bresch, Professor für Wetter- und Klimarisiken, in seiner Präsentation. In Davos zeigte sich dies unter anderem in der anschliessenden Diskussion, wie qualitative und quantitative Herangehensweisen optimal miteinander kombiniert werden können. «Es ist tatsächlich wichtig, darüber zu sprechen», bestätigte Johanna Jacobi, Assistenzprofessorin für Agrarökologische Transitionen. Denn die Auffassung, Sozialwissenschaften seien «der Schlamm im klaren Wasser der Naturwissenschaften», sei vereinzelt noch immer zu hören.
Proaktiv kommunizieren
Während sich im Davoser Kongresszentrum am ersten Konferenztag alles um das Thema Lehre drehte, war der Fokus am zweiten Tag auf der Wissenschaftskommunikation. Jeanine Reutemann, Leiterin des ETH EduMedia Teams und Samer Angelone von der Swiss Science Film Academy betonten in ihren Vorträgen die Wichtigkeit von audivisueller Kommunikation für Forschende. «Wir müssen endlich aufhören, nur auf Kommunikationsbedürfnisse von aussen zu reagieren», machte Reutemann klar. «Unsere Kommunikation muss proaktiver werden». In verschiedenen Gruppenarbeiten lockten die beiden Filmprofis die Teilnehmenden dementsprechend aus der Reserve, indem sie ihnen praktische Kommunikationsaufgaben vorlegten.
Austausch unter Peers
Am Nachmittag waren dann eine Wanderung um den Davoser See, eine Führung im Schnee- und Lawinenforschungszentrum (SLF) oder der Besuch des Botanischen Gartens Alpinum auf der Schatzalp mit lokalem Gin-Tasting auf dem Programm. Später bewiesen Tom Crowther and Jaboury Ghazoul ihr Talent als Quiz-Master. Bei veganem Burger und Pommes konfrontierten sie die Teilnehmenden mit insgesamt 41 Fragen, unter anderem aus den Kategorien «Literatur» und «Berühmte Persönlichkeiten aus der Wissenschaft». Die Gruppen «Homeopathic Practitioners» und «Buzz Lightyear» konnten sich auf den ersten beiden Plätzen behaupten.
Zu viel Forschung über den Klimawandel?
Wie Systemdenken mit Forschung zusammengeht, zeigten Tom Crowther, Professor für Globale Ökosystemökologie, und Mutian Niu, Asisstenzprofessor für Tierernährung, mit einem eindrücklichen Einblick in ihre Arbeit am dritten Tag der Konferenz. Den inhaltlichen Schlusspunkt bildete – last but not least – die «USYS-Debatte» mit dem Titel «Is there too much focus on climate change in our research about transitioning towards sustainability?». Mit dieser Frage taten sich die Podiumsteilnehmenden (Sebastian Dötterl, Leland Werden, Niki Gruber und Nina Buchmann, Moderator: Tony Patt) zunächst schwer. Einig waren sie sich jedoch darin, dass es mehr als reines Wissen braucht, um einen Wandel in der Gesellschaft zu bewirken. Müde, aber inspiriert und zufrieden traten die Teilnehmenden den Heimweg an.